Wider die falsche Automationskritik

Automation wird oft als drohendes Schicksal an die Wand gemalt. Dabei werden negative soziale Folgen der Automation dieser zumeist naturalisierend einverleibt. Das Problem ist aber nicht Automation. Das Problem ist eine Gesellschaft, in der Automation das Problem ist. In der diese mit ihren Potentialen abgelehnt wird – und mit gewisser Rationalität – weil sie sozioökonomisch so eingespannt ist, dass ihre Potentiale höchstwahrscheinlich ungenutzt bleiben und sie stattdessen zu einer weiteren Intensivierung von Herrschaft beiträgt. Reaktionär ist eine solche Kritik aber, wenn sie nicht auch den gesellschaftlichen Mechanismus angreift, der die scheinbar natürlichen Konsequenzen von Technik erst produziert. Das Automation Menschen „ersetzen“ kann, liegt ja nicht zuletzt daran, dass sie im organisierten Kapitalismus nicht unerheblich zu (mangelhaften) Automaten gemacht wurden.

Diese Naturalisierung und Entkontextualisierung ist beileibe kein Problem, das nur die Automation oder selbst auch nur die Technik im allgemeinen betrifft. Auch eine Gentrifizierungskritik, die gegen die „Aufwertung von Vierteln“ kämpft, ohne den kapitalistischen Mechanismus anzugreifen, der – in Marktlogik – eine Verbesserung von Lebensbedingungen an die Exklusion vom Zugang zu diesen bindet, verwickelt sich in diese ideologische Verkennung. Und wird nicht gerne dem Umweltschutz vorgeworfen, zumindest auf kurze Sicht die ökonomische Situation der Arbeiter*innenklasse zu verschlechtern? Weder darf man wohl ignorieren, dass politische Entscheidungen unter gegebenen Bedingungen tatsächlich entsprechende sozioökonomischen Folgen haben können – noch darf man sich aber dadurch Handlungsunfähig machen lassen.

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