Christinnen vs. Schule

Manchmal verrät, was gesagt wird, mehr als das, was gesagt werden soll. So wenn Birgit Kelle in der Maischberger-Sendung vom 11.2.2014 wissen lässt:

„Als Eltern bin ich machtlos, wenn ich einen Lehrer habe der meint, schon in der Grundschule, vor der ersten Klasse an, Dinge den Kindern beibringen zu müssen. Und das finde ich aus Elternsicht nicht befriedigend und deswegen finde ich es falsch hier Eltern zu stigmatisieren, die einfach sagen: Das geht uns alles zu weit.“ (31:03)

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Ausgesprochen wird hier ungewollt etwas, was tatsächlich der rechts-christlichen Debatte um die Schule zugrunde liegt: dass nämlich die (halb-)säkulare allgemeinverpflichtende öffentliche Erziehung insgesamt als Zumutung erlebt wird. Die moralische Integrität der Familien wird dafür gegen den bösen übergriffigen Staat in Stellung gebracht.

Dass Kinder auf „Themen“ gestoßen werden, „mit denen sie sich noch gar nicht befasst haben“ ist wohl allerdings Aufgabe der Schule. (32:57) Vermutlich ist aber eher das Problem, dass Kinder auf Themen gestoßen werden, mit denen die Eltern sich nicht befassen wollen. Dies bedeutet in der Tat eine Einschränkung der Macht der Eltern. Das ist aber nicht zu verwechseln mit einer Allmacht der Schule. Lehrerinnen werden genauso ärgerliche Geschichten erzählen können, wie Eltern ihnen immer wieder in die Erziehung von Schülern hineinpfuschen. Genau dieses wechselseitige Ärgernis ist aber das wertvollste im aktuellen Bildungssystem – es bringt einen Moment der Detotalisierung in die Bildung.

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Sicherlich ist der Zugriff des Staates auf Kinder zu kritisieren. Dies jedoch im Namen einer uneingeschränkten Macht der Familie zu tun, verkennt, dass die Übergriffigkeit innerhalb der Familie heute immer noch ein mindestens eben so dringliches Problem, wie die des Staates ist. Vernünftige Staatskritik ist zugleich Kritik der Familie.

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