Zur Popkulturkritik als reflexiver Praxis

Häufig fasst die Kritik der Popkultur diese entweder als bloße Verblendungsindustrie, die ständig und überall zu entzaubern ist, oder meint aber in ihrer Tiefenstruktur selbst eine Kritik der gesellschaftlichen Wirklichkeit ausmachen zu können. Der Wert einer Kritik der Popkultur besteht aber in Wahrheit in einer Verkehrung, einem détournement. Es ist nicht der eigentliche Gehalt, der den populären Werken ihr kritisches Potential gibt, sondern was diesen gegen sie selbst abgerungen wird. Noch der flachste Streifen bringt die unaustilgbare Möglichkeit mit sich, als stoffliche Anregung zur Reflexion auf die gesellschaftliche Wirklichkeit zu dienen. Solche Reflexion wird in Popkultur nie im Werk selbst notwendig. Aber sie ist ihr auch nicht erst von außen durch die Kritiker*in aufgepfropft.

Als Traummaschinen sind die populären Werke nicht strikt auf kulturindustrielle Eindimensionalität zu reduzieren. Das Imaginäre, das ihr ideologisches Vermögen trägt (als kompensatorischer Wunschtraum ebenso wie als Albtraum), zeichnet immer auch ein Überschuss aus, der nicht rein in die funktionale Nützlichkeit sich übertragen lässt.

Entscheidend ist vor diesem Hintergrund nicht die entlarvende Kritik der Popkultur als geistreiches Produkt, sondern Popkultur zur Ressource in einer kollektiven – und durchaus auch populären – Reflexion auf die gesellschaftliche Wirklichkeit zu machen.

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