Dass die Politik nicht unbedingt Interesse hat, sich nach wissenschaftlichen Ergebnissen zu richten, vermag wohl nicht zu überraschen. Leicht absurd wirkt es allerdings schon, wenn die wissenschaftlichen Studien, deren Aussagen die Politiker verdrehen, von diesen selbst in Auftrag gegeben wurden.
Genau einen solchen ‚freien‘ Umgang mit der Wissenschaft pflegen offensichtlich die Politikerinnen der CDU/CSU mit erstaunlicher Konsequenz. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich kann dabei die Innovation dieser Strategie nicht für sich in Anspruch nehmen. Freilich ist sein Erfolg beachtlich, eine Studie, die laut ihren Autoren zeigt, dass „eigentlich die Integration auf einem guten Weg ist“, mit dem Fazit zusammenzufassen, die „Multi-Kulti-Illusion“ sei gescheitert.
Aber in die Lehre geht Friedrich bei (Dr.) Kristina Schröder. Nachdem diese sich eine Abfuhr von Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen gefallen lassen musste, dessen Studie sie ihre These der Deutschenfeindlichkeit unterstellen wollte, machte sie ihr Bild von Wissenschaft dankbar deutlich: „So ist das in der Wissenschaft. Jeder zieht seine eigenen Schlussfolgerungen“. Dass dies nicht nur eine verbale Entgleisung war, sondern praktisches Programm, bemühte sich Schröder recht schnell zu beweisen. Ihre öffentliche Interpretation der von ihrem Ministerium in Auftrag gegebene Studie zu Zwangsverheiratungen in Deutschland trieb die Forscherinnen auf die Barikaden.
Wenn aber jeder eh seine eigenen Schlussfolgerungen zieht, fragt sich doch, warum man überhaupt noch Forschungen in Auftrag gibt. Es sei denn man gibt sich offen der Sarrazin-Strategie hin, einfach alle auch noch so abstrusen Phatasien mit dem autoritären Würdenmantel der wissenschaftlichen Unumstößlichkeit zu umhängen. Die die’s glauben wollen, werden schon glauben, dass sie’s jetzt wissen.