Das Verhältnis von Militär und Demokratie war immer schon ein problematisches. Die unrühmliche Rolle militärischer Verbände in der Weimarer Republik ist hinlänglich bekannt. Und inzwischen ist es auch kein Geheimnis mehr, dass beim Aufbau der Bundeswehr maßgeblich auf alte nazistische Generäle zurückgegriffen wurde. Ein Beispiel, wie ernst es mit der Demokratie ist, wenn es ums Militär geht, konnte heute in Mainz erlebt werden. „Wo SoldatInnen geloben, müssen DemonstrantInnen schweigen“ weiterlesen
Wehende Töne
„Ab jetzt weht hier ein anderer Ton!“
Hufe
„Satteln Sie die Hufe!“
Opium fürs Volk
„Und Karl Marx behauptet einfach, die Religion sei Opium fürs Volk! Großartig, einfach Opium! Und der arme Vater hat noch nichs davon gemerkt! Denn wenn seine Migräne kommt, nützt eine schäbige Demalgon-Tablette mehr als zehn Opium-Gebete.“ – György Dalos, Der Gottsucher
Cigale & Fourmilière
Der Kern der Philosophie Jacques Rancières scheint sich mit vier Textzeilen der Band La Rue Ketanou wiedergeben zu lassen:
Y a des cigalles dans la fourmilière
Et vous ne pouvez rien y faire
Y a des ciagalles dans la fourmilière
Et c’est pour ça que j’espère
La Fontaine hat mit seiner Parabel von schöngeistiger Grille und arbeitssamer Ameise den Widerstreit von freiem Geist und realistischer Pragmatik in der üblichen Tiermetaphorik zu verschiedenen Spezies naturalisiert. Rancières Kritik der Hypostasierung zweier Menschentypen drängt sich auf, wenn La Rue Ketanou nicht lediglich die Unterscheidung La Fontaines übernehmen, sondern sie gegen ihn wenden. So wie Rancière Arbeiter beim Schreiben von Gedichten zeigt – und zwar nicht von Arbeitergedichten –, besingen La Rue Ketanou die Grille in der Ameise. „Cigale & Fourmilière“ weiterlesen
Grausame Kritik
Grausam wird Kritik, wenn sie Trotz mit Kühnheit verwechselt.
Heldengedenken – die Antwort
Im November letzten Jahres habe ich, irritiert durch einen von der Stadt Mainz zum „Volkstrauertag“ gesponsorten Kranz am Denkmal für die 1914 vor Helgoland versenkte SMS Mainz, eine kleine Mail mit zwei Fragen an die Stadtverwaltung geschickt. Nun hat mich heute dann auch eine Antwort erreicht, die ich weiter unten poste. Hier aber zum besseren Verständnis noch mal die Anfragen an die Stadt.
„Sehr geehrte Damen und Herren,
am heutigen Tag ist mir aufgefallen, dass die Stadt Mainz zum sog. Volkstrauertag einen Kranz am Denkmal für die im ersten Weltkrieg gesunkene SMS Mainz am Adenauerufer abgelegt hat. Dies irritiert mich angesichts der Aufschrift der Säule.
Ich möchte deshalb nachfragen, ob die Stadt Mainz
1) den Einsatz der SMS Mainz als „künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ empfohlen ansieht, und ob sie
2) die Einschätzung teilt, dass die deutsche Marine im ersten Weltkrieg die „Wahrung des Rechts“ anstrebte und für den „Frieden der Welt“ kämpfte?“
Neo-Appeasement
In München kommt es während des Prozesses zu massiven Störungen von berichtenden Journalistinnen durch neonazistische Gäste. Dabei bleiben die Neonazis von den anwesenden Justizbeamten unbehelligt. Besonders faszinierend, dass (inexistente) Problembewusstsein des Präsidenten des Münchener Amtsgerichts, Gerhard Zierl, in Interview mit dem Medienmagazin ZAPP. Dazu, dass einer der Neonazis sich als Journalist ausgebend, die Pressearbeit gestört und sich auch während des Prozesses zu den Journalistinnen gesetzt hat, bemerkt er nur:
„Das ist jetzt Sache der Einsatzleitung vor Ort gewesen. Wenn die entschieden haben aus Gründen auch einer Deeskalation, oder aus Gründen eine Eskalation überhaupt nicht, nun, zu befördern, in da jetzt sitzen zu lassen, dann habe ich das nicht zu Beanstanden.“ „Neo-Appeasement“ weiterlesen
Omniprovinzialität
„Denn die Welt als Ganzes ist ja im Grunde genommen Provinz. Städte wie New York, Paris oder Berlin sind nur kleine Ausuferungen, das sind eigentlich Zusammenfassungen von Provinzen. Die Provinzler haben die als Nest genommen und behaupten, wir sind keine Provinz. Gelogen! Die Provinz ist im Kopf. Egal, wo man hinkommt, überall ist Provinz.“
Helge Schneider
Heldengedenken
Vor einer Woche habe ich, irritiert durch einen von der Stadt Mainz gesponsorten Kranz am Denkmal für die 1914 vor Helgoland versenkte SMS Mainz, eine kleine Mail mit zwei Fragen an die Stadtverwaltung geschickt. Da bisher keine Antwort kam, erlaube ich mir mal, sie hier öffentlich zu machen.
„Sehr geehrte Damen und Herren,
am heutigen Tag ist mir aufgefallen, dass die Stadt Mainz zum sog. Volkstrauertag einen Kranz am Denkmal für die im ersten Weltkrieg gesunkene SMS Mainz am Adenauerufer abgelegt hat. Dies irritiert mich angesichts der Aufschrift der Säule.
Ich möchte deshalb nachfragen, ob die Stadt Mainz
1) den Einsatz der SMS Mainz als „künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ empfohlen ansieht, und ob sie
2) die Einschätzung teilt, dass die deutsche Marine im ersten Weltkrieg die „Wahrung des Rechts“ anstrebte und für den „Frieden der Welt“ kämpfte?“
Ich bin mal gespannt, ob ich noch mit einer Antwort rechnen darf.
21.1.2013: Die Antwort ist inzwischen eingetroffen und findet sich hier.