Permanente Öffentlichkeit und das Ende der Intellektuellen

Dass wirkliche öffentliche Intellektuelle heute so rar sind, liegt weniger an der Öffentlichkeit als an der Privatheit. Wir sind alle mit Formen der Öffentlichkeit so kurzgeschlossen, dass Thesen nicht mit Schlagkraft in die Öffentlichkeit treten, sondern vorher schon in tausendfachen Bruchstücken und mannigfaltigen Versionierungen vorformuliert und angetestet sind. Unser Debattenraum ist dementsprechend selbst ein anderer. Er ist viel stärker durch vorläufige und experimentelle Positionierungen gekennzeichnet. Man kann das bedauern, sich versuchen dem partiell zu entziehen, muss dem aber doch als diskursive Realität erst mal Rechnung tragen.

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Walter Benjamin und die Revolution des Diskurses

Walter Benjamins Essay Der Autor als Produzent, in dem sich Benjamin Mitte der 1930er Jahre kritisch mit politischer Literatur auseinandersetzt und fordert, Autor*innen weniger von ihrer inhaltlichen Positionierung zu den Produktions- und Klassenverhältnissen aus zu verstehen als vielmehr von ihrer Stellung in diesen (Benjamin 2001), lässt sich auch als ein Beitrag zur Diskurstheorie lesen.

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Cigale & Fourmilière

Der Kern der Philosophie Jacques Rancières scheint sich mit vier Textzeilen der Band La Rue Ketanou wiedergeben zu lassen:

Y a des cigalles dans la fourmilière
Et vous ne pouvez rien y faire
Y a des ciagalles dans la fourmilière
Et c’est pour ça que j’espère

La Fontaine hat mit seiner Parabel von schöngeistiger Grille und arbeitssamer Ameise den Widerstreit von freiem Geist und realistischer Pragmatik in der üblichen Tiermetaphorik zu verschiedenen Spezies naturalisiert. Rancières Kritik der Hypostasierung zweier Menschentypen drängt sich auf, wenn La Rue Ketanou nicht lediglich die Unterscheidung La Fontaines übernehmen, sondern sie gegen ihn wenden. So wie Rancière Arbeiter beim Schreiben von Gedichten zeigt – und zwar nicht von Arbeitergedichten –, besingen La Rue Ketanou die Grille in der Ameise. „Cigale & Fourmilière“ weiterlesen