Architektur als Exzess

Unternehmensarchitektur wird heute wie selbstverständlich vor allem unter einem Paradigma der Rationalität und Effizienz betrachtet. Alles wird hier zweckrational ausgerichtet, vom Standort zur Innenausstattung. Gerade im »Dispositiv der Kreativität« (Reckwitz) werden dabei auch den ästhetischen Qualitäten der Arbeitsräume produktive Effekte zugeschrieben. So scheint es klar, dass die grellen Farben bei Google ein subtiler Mechanismus der Steigerung von Produktivität der Mitarbeiter sein müssen. Dazu passend konstatiert die »Farbergonomie« auf Grundlage der »Farb-Erregungs-Hypthese«, dass grelle Farben stimulierend wirken – und so etwa Innovation und Kreativität unterstützt. Dementsprechend ersetzen »opulent-prunkvolle Dessins« den ästhetischen Minimalismus der Moderne (Schlegl 2005: 225 ff.).

Erweiterung des Google Headquaters 2.0. Zürich, Architekt*innen: Züst Gübeli Gambetti, © google.
„Architektur als Exzess“ weiterlesen

Persistenz und Avantgarde

Der Architekturdiskurs kann gut mit juristischen Diskursen verglichen werden: Er ist um Fälle herum konstruiert – Präzedenzfälle, wenn man so will. Allerdings ist die temporale Ausrichtung der Architektur der des Rechts diametral gegenüber gestellt. Während das Recht nach hinten gerichtet ist (Opitz 2011) – es rekonstruiert, was der Fall ist, bringt es zu juristischem Dasein (Scheffer 2007) – ist die Architektur ihrer eigenen Zeitlichkeit nach prospektiv. Dies hängt mit der Zeitlichkeit ihrer Erzeugnisse zusammen. „Persistenz und Avantgarde“ weiterlesen