Über Imagination und Realität unvertrauter Städte

Während der Planung einer Reise in eine Stadt, in der ich vor über zehn Jahren für ein Jahr gelebt habe, erinnere ich mich an eine Erinnerung: Eine Gasse, die, abgehend von einer großen Straße unweit der Universität, hoch führt auf einen Berg. Die kopfsteingepflasterte Gasse, lang und schräg gestuft, wird von gemütlichen Pubs gesäumt, in denen es besonders gutes Essen und gutes Bier gibt. An ihrem Ende führt ein Pfad am Hang entlang und öffnet schließlich den Blick auf ein wunderschönes Tal, mit weißen Felsen. Ein geheimer Ort. – Ein Ort, den es nie gegeben hat.

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Ideologie und Realität

Das Verkennen der Realität in der Ideologie ist letztlich ein Spannungsfeld: Am einen Pol steht eine kompensatorische Ausschmückung der tristen Realität (eine imaginäre Blume an der Kette, wie Marx schreibt) – am andern wird die Realität betoniert, indem sie gehen ihre immanente Unabgeschlossenheit, Widersprüchlichkeit, Kontingenz abgedichtet wird. Warum ist dies beides ein Verkennend er Realität und nicht, wie naheliegend, das eine Ablenkung von ihr, das andere Reduktion auf sie? Weil eben der Schmuck nicht vom Himmel fallen muss und auch selbst Moment der Realität sein kann, ebenso wie die vermeintliche Reduktion aufs Reale in seiner Unausweichlichkeit selbst einen Teil dieses Realen abschlagen und ableugnen muss.