„Die Akzentuierung von ‚Erfindungen‘, ‚Fiktionen‘ und ‚Konstruktionen‘ in sozialwissenschaftlichen Arbeiten und die Aufnahme ‚poststrukturalistischer‘ Theorieelemente werden nicht selten erneut in theoretisch-juridischen Kategorien interpretiert (im Sinn einer ‚richtigen‘, ‚adäquaten‘ oder ‚wahren‘ Theorie), ohne wiederum die historischen und gesellschaftlichen Bedingungen zu reflektieren, die sie ‚wahr‘ gemacht haben, und ihre möglichen (theorie-)politischen Folgen zu bedenken. Es ist daher notwendig, den theoretischen Gewinn der Entnaturalisierung nicht durch eine Strategie der Entmaterialisierung in sein Gegenteil zu verkehren. Hinter diesem ‚Vorsichtsregulativ‘ steht der Verdacht, dass die zunehmende Akzeptanz „konstruktivistischer Arbeiten“ (vgl. Hacking […]). mit einer politischen Rationalität harmoniert, der es um die Austreibung der letzten Residuen von Naturalität aus dem neoliberalen Flexibilisierungs-Paradies geht – um dann genau diese Form von Sozialität ihrerseits wieder zu naturalisieren.“
Lemke/Krasmann/Bröckling 2000
Gouvernementalität, Neoliberalismus und Selbststechnlogie