In der Berichterstattung über die Morde der Zeichner von Charlie Hebdo wurden in den letzten Tagen zahlreiche Titelbilder der Satirezeitschrift gezeigt. Darunter allerdings auch ein Bild, das gar nicht von Charlie Hebdo stammt, sondern vielmehr gegen Charlie Hebdo gerichtet ist. Neben der Berliner Zeitung fiel auch die tagesschau (Sek. 51) auf die Fälschung herein. Das Bild, das zugleich Titelbild des von Joe le Corbeau herausgegebenen antisemitischen Comics „Shoah Hebdo“ ist, wird von diesem mit dem Worten begleitet: „Shoah Hebdo ist das Heft mit all den satirischen Zeichnungen, deren Verkauf immer schon im ganzen Universum verboten wurde, im Gegensatz zur sehr verbreiteten ‚Charlie Hebdo‘.“ Mit dem Band will Joe le Corbeau den Kampf gegen eine zionistisch infiltrierte westliche Welt angehen, deren Medien von Israel kontrolliert sei. Le Corbeau gehört dem Kreis um Dieudonné an, der in dieser Woche wegen Verherrlichung der mörderischen Anschläge auf Charlie Hebdo festgenommen wurde. In diesem Kreis klopft man sich nun selbst auf die Schulter, weil es gelungen ist, das Titelbild ihres antisemitischen Bandes Charlie Hebdo unterzuschieben. In Wirklichkeit zeigt das Ganze aber wohl nur, wie falsch die Beschreibungen der Medienlandschaft mit der Anti-Antisemitismus-Keule ist. Was hier als Triumpf gefeiert wird, zeigt, dass die Medien überhaupt kein Problem damit haben, solche Karrikaturen, die angeblich „immer schon überall im ganzen Universum verboten“ waren, zu zeigen. Die falsche Diskussion, dass man bei den Juden ja nichts sagen dürfe, wird hier von ihren vehementesten VertreterInnen selbst wiederlegt. Dies mag, entgegen verbreiteter Vorstellung, an der Unsensibiltät der Medien gegenüber Antisemitismus liegen, oder aber auch einfach an ungründlicher Recherche. Von einem Verbot, etwas über Juden zu sagen, kann jedoch mit Sicherheit nicht die Rede sein.