Klassenkampfcamouflage im Kulturkampf – Kurze Anmerkung zum Aufruf „Für eine populäre LINKE“

Das desaströse Wahlergebnis der LINKEN in NRW hat wie zu erwarten vor allem einen Effekt: die zerstrittenen Fraktionen innerhalb der Partei geben sich gegenseitig die Schuld und alle fühlen sich in dem, was sie immer schon vertreten haben, bestätigt. In dieser Linie ist auch der Aufruf für eine „populäre LINKE“ zu verstehen, mit der das Wagenknecht-Lager sich für den Erfurter Parteitag am letzten Juni-Wochenende in Stellung bringt. Überraschende Erkenntnisse wird man da nicht erwarten dürfen.

„Klassenkampfcamouflage im Kulturkampf – Kurze Anmerkung zum Aufruf „Für eine populäre LINKE““ weiterlesen

Wesen des Scheins

„Hat die Theorie der Gesellschaft den Erkenntniswert der Erscheinung kritisch zu relativieren, so hat umgekehrt die empirische Forschung den Begriff des Wesensgesetzes vor Mythologisierung zu behüten. Die Erscheinung ist immer auch eine des Wesens, nicht nur bloßer Schein. Ihre Änderungen sind dem Wesen nicht gleichgültig. Weiß in der Tat schon keiner mehr, daß er ein Arbeiter ist, so affiziert das die innere Zusammensetzung des Begriffs des Arbeiters, selbst wenn dessen objektive Definition – die durch die Trennung von Produktionsmitteln – erfüllt bleibt.“

Theodor W. Adorno
Soziologie und empirische Forschung

Horror vacui proletarii

Das Argument, dass wir immer noch in einer Klassengesellschaft leben, trifft ebenso zu, wie es falsch ist. Zweifelsohne stimmt der Hinweis, dass bei Marx Klassen formell über die Stellung im Produktionsprozess bestimmt sind und dass sich heute immer noch ein erheblicher Teil der Menschen durch den Nicht-Besitz an Produktionsmitteln auszeichnet. Aber dieser Punkt wird erkauft, indem man die Marxsche Theorie zu einer formellen degradiert. „Horror vacui proletarii“ weiterlesen