Lehnt man im Kontext der Corona-Pandemie bestimmte Handlungen ab, besteht man etwa auf dem Tragen einer Maske in einer kleineren Gruppe etc., so wird dies schnell als Folge eines subjektiven und emotionalen Zustandes gedeutet – man sei verunsichert und ängstlich, reagiert deshalb über, so die Annahme. Elizabeth Stokoe hat in diesem Zusammenhang in einer kleinen Reihe von Tweets vorgeschlagen, die „Ängstlichen“ als eine Art membership category zu fassen. Als Mitgliedskategoriesierungen bezeichnet die Konversationsanalyse – sehr grob gesprochen – Einordnungen von Menschen in Kollektivbezeichungen, die mit Vorstellungen darüber einhergehen, wie diese Menschen sind, wie sie sich Verhalten und wie sie zu Menschen, die mit anderen Kategorien bezeichnet werden, in Beziehung stehen. Mit den „Ängstlichen“, so scheint es, werden Handlungen in einem Typ von Menschen zusammengefasst, und erscheinen damit sogleich als irrational und nahezu pathologisch (https://twitter.com/LizStokoe/status/1299122381345169409). Aber ängstlich zu sein, muss nicht nur eine Fremdzuschreibung sein. Man kann sich sogar damit, zu den »Ängstlichen« zu gehören, für seine störende Insistenz auf Regeln ›entschuldigen‹. Für seine Ängste kann man ja nichts! Gerade diese Verwendung verweist darauf, dass es hier nicht bloß um individuelle Zuschreibungen handelt, sondern in gewisser Weise um einen objektivierten Typen, mit dem wir durch bloße Erwähnung bestimmte Deutungen unserer Motive und unseres Handelns aufrufen und Erwartungen aushandeln aushandeln können.
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