Von der Reaktion zur Aktion – die Strategie Erster Kommentar

Aufgrund der schieren Mengen von abwertenden Äußerungen, Stereotypen und Beleidigungen im Netz, kommt man, wenn man diese nicht einfach stehen lassen will, schnell in einen Modus, in dem man immer „nachziehen“ muss, von den Parolen der anderen getrieben ist. Eine Zeit lang habe ich eine absichtliche Gegenstrategie ausprobiert: die Strategie des ersten Kommentars. Anstatt auf erwartbare Hetze zu warten (etwa, wenn eine neue Unterkunft für Geflüchtete gebaut wird), habe ich selbst mit einem positiven Kommentar angefangen, und dann länger nicht nach den Kommentaren geschaut. Diese Strategie hat eine Reihe von Vorteilen.

  • Sie stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit, weil man selbst initiativ wird.
  • Sie kann helfen, einen größeren Effekt zu haben, weil sie einen Rahmen für weitere Kommentare liefert. Andere Schreibende können sich zum Beispiel ermutigt oder entmutigt fühlen, je nachdem, was sie bereits als Kommentar sehen.
  • Sie kann sich ein Mechanismus vieler sozialer Medien Zunutze machen: Besonders herausgehoben werden Kommentare, auf die viel reagiert wird. So mag man sich über jede negative Reaktion auf den eigenen Kommentar aus inhaltlichen Gründen ärgern, wird aber doch etwas dadurch getröstet, dass jede dieser Reaktionen den eigenen Beitrag um so sichtbarer macht.

Ich habe diese Strategie für eine Weile ausprobiert. Ich fände es aber einerseits spannend, sie noch genauer zu beforschen – wie groß kann ihr Effekt wirklich sein?

Probiere es vielleicht doch mal für eine Woche aus:

Praxis:

Immer, wenn du einen Artikel siehst, bei dem du gleich denkst: „Oh Gott, was wird da wieder in den Kommentaren kommen“, schreibe einen Beitrag in dem du in einem Satz sagst, was du zum Thema denkst. Es geht dabei nicht darum, eine ausgearbeitete Stellung zu beziehen, sondern nur ganz knapp sichtbar zu machen, dass es Leute gibt, eine weltoffene Gesellschaft wollen, Demokratie gut finden, Maßnahmen gegen den Klimawandel sinnvoll finden etc.

Nach der Woche kannst du gerne hier in den Kommentaren oder direkt an mich schreiben, wie es für dich war. Wurde dein Kommentar viel gesehen? Gab es Reaktionen darauf? Hast du dich nach der Woche eher ermutigt gefühlt oder hattest du das Gefühl, dass du eigentlich nichts ausrichtest?

Dieser Post ist Teil der Beitrags „Strategien gegen Internetparolen“.

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