Die Aufgabe der Kunstkritik ist es nicht, die wahre Bedeutung eines Stücks oder Werkes darzustellen, sondern mögliche Bedeutungen zu verbalisieren. Sie schließt nicht den Sinn, und treibt so der Kunst die Offenheit aus, die sie zur Kunst macht, sondern ganz im Gegenteil: sie öffnet. Denn sie setzt den spontanen Interpretationen des (durchaus heterogenen) Publikums keine bessere und legitimiere Deutung entgegen, sondern vor allem eine andere, aber auch mögliche. Damit verlängert sie in gewisser Weise die Offenheit des Kunstwerkes gegen seine spontane individuelle Schließung, die sich vermutlich besonders beim „gebildeten“ Publikum unversehens einstellt.