Innerhalb eines Paradigmas kann mit short cuts – mit elliptischen Argumenten – argumentiert werden. Sie führen das Argument nicht aus, sondern deuten nur die Art, den Typ des Arguments an. Auch die Hörerinnen müssen das Argument nicht im Kopf ‚nach-vollziehen‘ (hier nicht als Wiederholung, sondern als ‚Nachholung‘ verstanden); es reicht, wenn sie die Art des Argumentes kennen und ein ausreichendes Maß an Vertrauen darein haben, dass dieses Argument hier ‚zieht‘, dass es irgendwo hinführt und wo – ungefähr – es hinführt. Offen zeigt sich der short cut, wenn „das ist…“ ausreicht – etwa „das ist essenzialistisch“. Zumeist vermischt sich eine solche Proklamation aber mit Ansätzen der Agumentation.
Der short cut wird verwendet als ein ‚geblack-boxtes‘ Argument, als Technik. Und schon Max Weber hatte betont, dass es für die Rationalisierung nicht darauf ankommt, das Funktionieren dieser oder jener technischen Apparatur tatsächlich zu verstehen, sondern auf die Überzeugung, sie grundsätzlich verstehen zu können. Der short cut ist nicht irrational und macht die Diskussion nicht irrational. Er ist vielmehr in einem doppelten Sinne rational: als (a) effizienteres Argument und (b) als device mit dem die Diskussion sich, über geteilte Selbstverständlichkeit, selbst als rational versteht. In einer Diskussion aber, die nicht innerhalb des Paradigmas geführt wird, ist er ungleich verteilte Ressource. Es gibt einen Effizienzvorteil für Argumentationen innerhalb des Paradigmas. – Dies macht die Argumente nicht falsch, aber die Situation unfair. –
Fair wäre es – und mit Lakatos wohl auch rational – dem das Paradigma überschreitenden Argument mit einer gewissen ausgleichenden Gutmütigkeit zu begegnen.