Es ist erstaunlich, als was für eine Sensation einem eine Zigarettenverpackung verkauft werden kann. In der sich am zum allgemeinen Chic gewordenen Comic-Ästhetik orientierenden Werbekollage, aus der die Zigaretten(schachtel) schräg herausragend sich uns anbieten, wird die Omnipotenz dieses Hightech-Pappquaders demonstriert. „Von 0 auf 19 in 1 Sekunde“ raunt uns der Qualmferrari an. Und geballter Raucherpotenz (trotz „Rauchen kann die Spermatozoen schädigen und schränkt die Fruchtbarkeit ein“) gesellt sich noch die postfuturistische Hochtechnisierung bei: „JPS Glide Tec.“. Kein Wunder also, dass man (Mann?) mit so einer Zigarettenschachtel mächtig Eindruck machen kann. Wem würde so eine kleine Wunderschachtel nicht die Sprache verschlagen (rechts). Aber bloß von minderer Nachhaltigkeit wäre es, wenn die „JPS Glide Tec.“ einfach nur Eindruck schinden würde – vielmehr Stiftet sie gradezu das Glück der Gemeinschaft. Um die magische Hülle sammelt sich das Lächeln der Freunde. Was könnte dem Glück auch noch entgegenstehen (links oben)?
Fest steht: Rauchen verbindet. Viermal werden Zigaretten in dieser Werbung anderen angeboten. Wer raucht ist nicht mehr allein. Am stilisiertesten ist diese Verbindung durch die Tabakpackung im Bild der beiden Hände (unten). Und man könnte Fragen, ob die Zauberpackung uns nur die Gemeinschaft untereinander stiftet, oder ob nicht gar die Zigarette ein religiöses Objekt ist. Wenig Wunder nähme es noch, wenn bald die Decke der Sixtinischen Kapelle diesem neuen Wunderwerk Rechnung trüge und die „John Player Special“ mit „JPS Glide Tec.“ zum Medium Gottes bei der Erschaffung Adams machte.
Deutlich wird bei all dem, was schon Vance Packard in The Hidden Persuaders konstatiert hatte: dass die Werbung selbst zur konsumierten Eigenschaft wird, weil die Objekte, denen sie sich anheftet, letztlich Dinge ohne Eigenschaften sind. Guten Geschmack haben, heißt heute, sich von der tatsächlichen Ewiggleichheit der Waren nicht die Wahrnehmung ihrer Besonderheit nehmen zu lassen.
Und dann noch das Spiel mit der allbekannten christlichen Ikonographie: So erinnert das obere Bild, unterstützt durch die Farbgebung, an die Szene der Verführung durch den Apfel, dem man einfach nicht widerstehen kann. Man muss ihn nehmen! Dass dies aber nicht nur dem armen Adam, sondern auch dem Schneewittchen schon den Weg ins Verderben bereitete, wird verschwiegen.