Politiken des Raums

Im Spannungsfeld von Freisetzung und Kontrolle

Wann?

Mittwochs, 19:30h (s.t.)

Wo?

Philosophicum, Hörsaal P13
Jakob-Welder-Weg 18, Universität Mainz

Programm

27.6.

Michael Liegl
Sorge um den Raum – Selbststeuerung und die neuen Arbeitsräume der Kreativ- und Wissensarbeit

Der Vortrag beschäftigt sich mit den räumlichen Bedingungen kreativer Produktion unter Freiberuflern. Auf verschiedensten Ebenen steht die Produktionsweise in der Wissens- / Kreativindustrie für Beweglichkeit oder Flexibilität. Entsprechend werden Arbeitsorte dezentriert und Arbeitszeit flexibilisiert – ermöglicht wird dies durch den Laptop, einem Büro in Kleinformat. Hat Architektur damit ihren Einfluss auf Arbeitsprozesse verloren? Entfaltet der Laptop genug performative Kraft um, wo immer er aufgeklappt wird, einen Arbeitsraum zu konstituieren?
Aktuelle Initiativen unter Kreativen, wie die Gründung von Co-Working Spaces zeigen das Fortwirken eines Vertrauens in die Wirkkräfte der richtigen Architektur und den Wunsch, Selbstregulation und -kontrolle an Dinge zu delegieren. Anhand aktuelle Forschung zu WLAN Cafés und Co-Working Spaces, beobachte ich eine Sorge um den Raum, in der Architektur als Technologie des Selbst auftritt.

Dr. Michael Liegl ist Soziologe an der Universität Mainz. Er ist der Autor des Buches „Digital Cornerville. Technische Leidenschaft und musikalische Vergemeinschaftung in New York“ (2010). Zurzeit forscht er zur räumlichen Organisation kreativer Arbeit sowie Location Based Social Media.

In der testcard # 20: Access Denied erschien passend zum Thema: „Die Sorge um den Raum. Mediale Ortlosigkeit und Dispositive der Verortung“. (Bereitgestellt mit freundlicher Genehmigung des Ventil Verlags.)

4.7.

Dietmar Kammerer
Von Bildern gefangen – Videoüberwachung in Vergangenheit, Gegenwart und (möglicher) Zukunft

Polizeiliche Videoüberwachung soll Kriminalität verhindern, greift dafür aber in Grundrechte ein. Das Versprechen, Sicherheit durch Sichtbarkeit zu produzieren, wird dabei regelmäßig nicht eingehalten – dennoch breiten sich die Kameras im öffentlichen Raum immer weiter aus. Begleitet wird diese Ausbreitung im öffentlichen von einer Ausbreitung um kulturellen Raum – Videoüberwachung produziert nicht nur Bilder, sondern wird ebenso im Kino, in der Werbung oder im Fernsehen ins Bild gesetzt.
Der Vortrag behandelt diese Aspekte vor allem anhand einer Analyse des Feldversuchs des Bundeskriminalamtes, bei dem der Mainzer Hauptbahnhof mit gesichtserkennenden Kameras unter Beobachtung gesetzt wurde.

Dr. Dietmar Kammerer ist Medienwissenschaftler an der Philipps-Universität Marburg. Er ist Autor des Buches „Bilder der Überwachung“ (2008) sowie zahlreicher weiterer Aufsätze und Artikel zum Thema, u.a. im Weblog www.surveillance-studies.org.

11.7.

Guido Brendgens
Parlamentsgebäude, Agoren und öffentliche Räume – Politischer Raum in der kritischen Analyse

In Deutschland ist für Parlamentsgebäude im Laufe der Jahrzehnte ein Leitbild entstanden. Offenheit, Zugänglichkeit und Transparenz sind die Schlagworte, mit denen ein architektonisches Motiv formuliert worden ist. Hält sich dieses Versprechen in der räumlichen Realität und politischen Praxis der Parlamentsgebäude? Politik und Gesellschaft brauchen die öffentlichen Orte. Doch die Agora, der politische Marktplatz, ist durch Bannmeilen, Sicherheitsauflagen, Einlasskontrollen und Videoüberwachung auf dem Rückzug. Wenn wir einen Verlust des öffentlichen Raumes registrieren müssen, wie können wir dann öffentliche und politische Räume zurückgewinnen? Möglicherweise sollten wir aber auch Teile der Stadt, die – wie die neuen sozialen Bewegungen proklamieren – uns allen gehört, für ein Mehr an Aufenthaltsqualität, Vielfalt, Identität und Privatheit nutzbar machen.

Dr. Guido Brendgens ist Referent für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Umwelt der Fraktion DIE LINKE im Abgeordnetenhaus von Berlin. Er promovierte zum Thema „Demokratisches Bauen. Eine architekturtheoretische Diskursanalyse zu Parlamentsbauten in der Bundesrepublik Deutschland“. Zurzeit ist er Stipendiat am Institut für Raumexperimente der Universität der Künste Berlin.

18.7.

Filmabend mit Diskussion:
Presidio Modelo

ein Film von Pablo Alvarez-Mesa

Presidio Modelo zeigt den Verfallsprozess des gleichnamigen kubanischen Gefängnisses. Unter den dicken Schichten der bröckelnden Farbe sucht Pablo Alvarez-Mesa die Geschichten, die sich dem Gebäude unter der Fassade eingeschrieben haben.
Gegen den Traum Benthams, eine humane Technik zum Umgang mit Gefangenen gefunden zu haben zeigt Pablo Alvarez-Mesa in den Verwitterungen ein anderes Geschehen. das unter dem Putz dieses verwirklichten Panopticons hervorbricht.

Spanisch mit englischen Untertiteln.

Eine Vortragsreihe des Rosa Luxemburg Clubs an der Universität Mainz

Auf Facebook unter https://www.facebook.com/events/245618498886071/

Unterstützt von der Jenny Marx Gesellschaft/Rosa Luxemburg Stiftung RLP

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